Ich weiß heute nicht mehr wann und wie ich genau auf ihn aufmerksam gemacht wurde. Ich erinnere mich aber an einem kurzen Bericht im Bayrischen Rundfunk über ein Streichquartett aus den Mitgliedern der Münchner Symphoniker. Dabei erzählten die Musiker, dass sie ihren Dirigenten Celibedache häufig zu ihren Proben einluden. Sein Musikverständnis würde ihnen immer während ihrer Proben eine Bereicherung sein. Durch seine Hinweise würden sie die Musik die sie spielen neu verstehen. Normalerweise müssten Kurse auf den Musikhochschulen über ihn angeboten werden, damit nicht alles in der Ausbildung akkademisiert gelehrt wird.
Viele Jahre später habe ich dann über ihn die Dokumentation seines Sohnes „Der Garten des Sergio Celibedache“ zufällig im Fernsehen gesehen, die mir damals den Blick auf die Musik völlig veränderte oder das was ich über Musik dachte, bestätigte. Diese oben genannte Dokumentation kann man heute als DVD erwerben. Auch sind mittlerweile viele weitere Filme und Clips mit ihm auf YouTube veröffentlicht, von denen die Proben mit seinen Orchestern sowie seine Lehrtätigkeit mit Dirigentenklassen und anderen herausragen. Einige Auszüge seiner Aussagen bei Proben und Interviews habe ich einmal zusammengestellt von denen jede einzelne zum Nachdenken über Musik und darüber hinaus anregt. Leider habe ich erst in den 90igern von ihm erfahren. Diese zitierten Passagen habe ich so gelassen wie sie in der Dokumentation von Celibedache geäußert wurden. Sie sprechen für sich. Also los…
ES IST SO, MAN WILL NICHTS, MAN LÄSST ENTSTEHEN…
Ohne Kompromisse der Wahrhaftigkeit der Kunst dienen. Die Musik steht außerhalb des Denkens Das was, vielleicht entsteht, entsteht absolut außerhalb des Denkens. Das sie auf dem Wege des Denkens zusammenzustellen ist, Proben, Ordnung im Material nennen, Struktur usw., das ist nun nicht anders zu haben, sie kommen nicht dahin wenn keine Ordnung darin ist. Aber Ordnung ist Denken. Wenn das überwunden ist, dann kommt es. Musik während ihres Entstehens erleben. Aus dem Bestehenden weiter.
ZU PROBEN
Die ständige Konzentration ist nicht eine Sache des täglichen Lebens. Trotzdem dabeibleiben und nicht einer von vielen, sondern aus den vielen wird eins und das ist schwierig. Es ist wahr das wir manchmal was vergessen, aber es ist auch wahr, dass wir uns manchmal erinnern. Mal sehen wer heute gewinnt. Von der Gleichzeitigkeit vom Anfang und Ende in der Musik. Eine Probe ist keine Musik. Eine Probe ist eine unzählige Sache von tausenden Neins, nicht so schnell, nicht so laut, nicht so flau. Und wieviel Nicht und Neins gibt es? Billionen. Wieviele Ja gibt es? Nur eins.
ÜBER DAS DIRIGIEREN:
Wenn ich eine Partitur bekomme, muss ich erst einmal lesen, nichts verstehen, wieder lesen bis ich eine bestimmte Stelle entdecke, eine Beziehung entdecke, bis ich dann das Ende in Bezug auf den Anfang erlebe. Dann ist es meins.
Ich habe die Begabung eines Komponisten als Dirigent nicht. Ich muss mich an Zusammenhänge halten. Sind die nicht da, kann ich nichts damit anfangen. Wenn mir ein Komponist sagt, wenn ich ihn frage, was ist das da in der Partitur und er sagt ah, das ist die Darstellung des Chaos, so ein Quatsch, wenn Musik eins nicht kann ist etwas darstellen.
Musik kann dir deine Einmaligkeit vermitteln, und nichts ist schöner als das. Die Materialisierung am Ende, ist das was der Anfang mir versprochen hat. Zusammenhang heißt nicht von Augenblick zum nächsten zu gehen, sondern nach dem ich durch viele Augenblicke gegangen bin, die Zeitlosigkeit zu erfahren da wo Anfang und Ende zusammen leben. In dem Jetzt. Die Struktur als Ganzes zu erleben.
Es ist daher ein Problem wenn wir während wir Musik hören über sie reflektieren sollen. Wir denken dann und sind nicht in ihr.
Entsprechung (Korrespondenz) entsteht wenn das was mich berührt hat in einer Form sich weiter strukturiert.
Die Entsprechung (Korrespondenz) zwischen Klang und inneres Leben des Menschen macht Musik erst möglich.
Wenn es läuft, man will nichts, man lässt es geschehen. Man ist unglaublich aktiv und zur selben Zeit unglaublich passiv.
Bevor ich mit etwas anfange was von Bedeutung ist entleere ich mich. Ich weiß nur das ein Auftakt notwendig ist. Wenn es dann klingt bin ich drin. Aber nicht mit meiner Persönlichkeit oder meiner Interpretation. Lassen sie es geschehen, aber nach den Richtlinien die von einem Menschen empfunden wurden, das ist der Schöpfer, der Komponist.
Es gibt keine Informationen. Meine ganzen Bemühungen ist, die Klangvorstellungen des Komponisten zu treffen. Von dem dann die Länge die Folge war. Die Kontraste zu finden die das ganze animiert haben und das ganze in einem Schlussakkord abschließen, in seinem Sinne.
Die Geheimnisse der Instrumentation. Die französische Art, die deutsche Art. Über den Klang zur Musik kommen. Das ist Transzendenz. Musik ist kein Genuss. Die inneren Gesetzmäßigkeiten einer Partitur, die Beziehungen aufzeigen, jede Komposition hat eine Topographie. Einige meiner Kollegen haben mich verstanden, aber nicht alle. Es gibt noch einige die sich fragen was will er denn. Diese Stelle ist doch nicht das selbe. Das ist ob man gefunden hätte den Weg zu sich selbst. Der Einfluß der amorphen Welt ist so stark, dass Sie aufgeschluckt werden, Sie können sich nicht behaupten dagegen.
WÄHREND EINER PROBE ZU BARTOKS „KONZERT FÜR ORCHESTER“ ZU SEINEN MUSIKERN
An die Cellis: Wenger Vibrato, weniger Druck im Bogen, die dunkle Farbe im Kontrabass zu erwischen. Wobei, wir haben nur mildernde Umstände für die erste Note. Die zweite, wir wissen schon wo zu viel, wo es zu wenig war. Bloß so äußerst espresivo gespielt, so wie sie es getan haben trennen wir uns sicher von dem Bass, der gar nicht mitkommen kann. Weil die Schwingungen, die Wellen sind viel größer. Bis zu 22 Meter Klangwellen gibt es im Bass. Also sehr langsam und eine gewisse Klangekstase ist noch dabei, die geht verloren durch die Wiederholung, durch die Engführung, das zweite Mal enger, das dritte Mal am engsten. Das ist so komponiert von ihm. Er macht es uns sehr leicht. Aber, nach wie vor ist es eure große Sorge den Bass mitzunehmen und nicht cellistisch weiter, dann ist es Trennung.
(Elegie) Bei welchem Tempo konnte das rauskommen. Und es gibt Menschen die nicht sensibel drauf sind, es gibt so sture, es gibt so sture auch bei uns im Orchester, das ist schrecklich, musiktaub geboren. Aber wenn das so gespielt wird, wer hat die Wahl jetzt. Einfach so drüber mit der Eisenplatte, drüber krisch. Kann ich auch.
An die Holzbläser: Wunderbar, aber einige Gesichter in der Bratsche, habe ich verfolgt, die waren nicht ganz dabei, aber einige schon..Direkt die Stelle, 22. An Uli (Flötist), bravo.
Ich muss ewig an den Vergleich denken. Was habe ich in seinem Alter gekonnt überhaupt. Nichts und er muss nun alleine gegen die Welt spielen. Eine Bitte habe ich an die Solisten, papabam sehr rythmisch, bis das Horn drin ist. Wo war das? 2 vor 28. Hören sie wie es klingt. Uli (Flötist), ja wunderbar. Und du (an Uli) schaust nicht auf den Dirigenten. Du rundest das ab, ganz egal was er macht. Bis dir es am liebsten passt.
Wunderbar Viola. Was ist das Geheimnis davon? Man muss nicht wissen was man macht. Man muss eins vermeiden, das das elaboriert, gemacht klingt. Also frei im Strich anfangen, so wie sie es getan haben. So altväterlich und weise. Param bam…..usw. Dann übernehmen die Holzbläser. Das Problem ist, wenn sie es so schön machen, kriegen wir das nie wieder zu hören vom Holz. Viel schwerer die Unisono durch die Verschiedenheit der Klangfarben zu bekommen. Was unter Umständen in der Viola so leicht zu machen ist. Annemarie (Bratschistin) nichts ändern, der Bogen war absolut in Ordnung so.
Ich weiß nicht wie sie dazu stehen. Das ist ein. Diese Sparsamkeit, das hat nur noch Ravel so gekonnt. Mit so wenig Tönen so viel Musik zu schreiben. Denken sie dieser Mann hat in Budapest Klavierunterricht gegeben, nicht Komposition. Professor war er und ist gestorben in New York mit 400 Dollar Schulden an der Apotheke. Und sein Verleger….
Ich kann mir selber nicht verzeihen, dass ich in seiner Zeit gelebt habe und von ihm absolut nichts gewusst habe. Was ist das für ein Leben.
Was ist das für eine Musik ist. Unglaublich 3 Töne. H b a damit ist es komponiert.
Es ist entwaffnend wenn sie denken das die Leute heute unbedingt eine neue Sprache brauchen um die Ideenlosigkeit zu bedienen. Die Sprache ist nicht der Ersatz für die Ideenlosigkeit. Was wir nicht haben ist auch nicht auszudrücken. Der beste Beweis ist das, worum keiner von uns im Stande ist zu erklären was hier los ist. Warum sind wir so mitgenommen, ich weiß nicht wie sie sind, ich bin sehr durcheinander. Wenn ich das so höre, habe ich keine Erklärung mehr für Komponieren, für Wissen, für Praxis, für Kenntnisse. Was nützt das alles, schau mal hier, und mit welchen einfachen menschlichen Mitteln das erreicht ist. Mit dem wir wissentliche Mischung von Diatonik und Cromatik. Überlegen sie sich was das ist. Und den haben wir hungern lassen. Tja es ist nach wie vor eine schreckliche Welt. Weiter….
Intermezzo: So sprechlustig, er spielt sein Thema weiter, ganz katholisch und wir so „weg damit“ und nicht so korrekt. 33 mit Auftakt. Noch nicht verrückt genug. Nicht so viel zählen, nicht so viel fünf, mach fünf 1/2. die Flüssigkeit von den Achteln muss bleiben. Gesungen spielen. Harfe, wenn sie sich unterhalten.
Ja, so ist das.